Belohnungssysteme in der Grundschule: Nachhaltige Lernerfolge fördern

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Wer seine Hausaufgaben ordentlich erledigt oder gutes Verhalten an den Tag legt, sollte belohnt werden – oder? Egal ob mit Sternchen, Steinen oder Stempeln, in der Grundschule kommen Belohnungssysteme oft zum Einsatz. Belohnungen sollten Kinder ermutigen, aus eigener Motivation heraus gute Leistungen zu erbringen. Zu viel des Guten kann aber auch nach hinten losgehen. Hier erfährst du, wann Belohnungen zum Lernerfolg deiner Klasse beitragen und worauf du beim Einsatz von Belohnungssystemen in der Grundschule achten solltest. Zudem zeigen wir dir anhand von Beispielen, welche Belohnungssysteme es gibt.

© Katerina Holmes / Pexels

Belohnungssysteme schaffen Erfolgserlebnisse

Die Freude, etwas Neues zu lernen und zu verstehen, ist eigentlich die größte Belohnung. Doch manchmal kann der Weg dorthin beschwerlich sein: Wenn man sich zum Beispiel einfach nicht für ein Thema begeistern kann oder Erfolgserlebnisse ausbleiben, dann ist man schnell demotiviert. Ein Belohnungssystem kann – richtig eingesetzt – dabei helfen, die Eigenmotivation von Kindern wieder anzufachen.

An dieser Stelle melden sich Kritiker*innen von Belohnungssystem zu Wort. Ihnen zufolge bewirken Belohnungen schnell das Gegenteil: Anstatt die intrinsische Motivation zu stärken, sind Kinder eher extrinsisch motiviert und haben nur die Belohnung im Kopf. Gleichzeitig können ausbleibende Belohnungen den Leistungsdruck erhöhen: Kinder können den Eindruck haben, nicht gut genug zu sein oder nicht mithalten zu können. So geht der Spaß am Lernen schließlich verloren und das Belohnungssystem verfehlt seinen Zweck.

Eins darf dabei aber nicht vergessen werden: Es gibt viele Faktoren, die die Lernmotivation deiner Schüler*innen beeinflussen. Dazu zählen die Lernumgebung, die Klassendynamik und deine Beziehung zu den Schüler*innen, die du mit einem guten Classroom Management fördern kannst. Darüber hinaus ist es auch relevant, die Lerninhalte an die Fähigkeiten deiner Schüler*innen anzupassen.

Deshalb können Belohnungssysteme in der Grundschule durchaus sinnvoll sein. Als Ergänzung zu anderen Maßnahmen können sie das Selbstvertrauen deiner Schützlinge stärken. Denn ein ehrlich gemeintes Lob zeigt Respekt und Anerkennung. Letztlich sollte es nicht um die Belohnung gehen, sondern deinen Schüler*innen einen Anreiz geben, um aus eigenem Antrieb Fortschritte zu machen und Lernerfolge zu erzielen.

Hinweis: Wenn ein*e Schüler*in sich auffällig verhält und keine guten Leistungen erbringt, hat das nicht zwangsläufig mit der Motivation zu tun. Hinterfrage, welche Ursache dahinterstecken könnte und welche Maßnahme passend ist, um die Schüler*innen zu unterstützen.

Ideen für Belohnungen in der Grundschule

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Belohnungssysteme. Während du manche Belohnungen direkt vergeben kannst, können sie auch mithilfe eines Sammel-Systems vergeben werden. Das bedeutet, dass die Kinder Smileys, Sticker, Steine oder Stempel sammeln und belohnt werden, wenn sie eine gewisse Anzahl erreicht haben.

Eine wichtige Überlegung für ein Belohnungssystem ist, welche Belohnungen deine Schüler*innen abstauben können. In der Grundschule bieten sich zum einen materielle Belohnungen wie beispielsweise Motivationskarten, Aufkleber, Stempel, spaßige Arbeitsblätter oder Ausmalbilder an.

Zum anderen sind immaterielle Belohnungen denkbar. Als Belohnung können die Kinder zum Beispiel ein Lied oder ein Spiel aussuchen, dass gemeinsam gesungen oder gespielt wird. Falls es einen Klassenrat oder einen Morgenkreis gibt, kann ein Kind als Belohnung deren Leitung übernehmen. Ein authentisches Lob ist zudem nach wie vor eine wirksame Methode, um die Leistung von Schüler*innen wertzuschätzen. Weitere Optionen sind, dass sie einen Tag lang auf das Klassenkuscheltier aufpassen oder sich etwas für die nächste Bastelstunde wünschen dürfen. Immaterielle Belohnungen haben den Vorteil, dass du die Schüler*innen direkt einbeziehen und ihre Eigenständigkeit fördern kannst.

Hinweis: Denk bei der Auswahl der Belohnungen daran, dass sie die Schüler*innen zum Lernen motivieren sollen. Die Belohnung „hausaufgabenfrei“ kann beispielsweise suggerieren, dass Hausaufgaben eine Bestrafung sind. Dreh die Belohnung in diesem Fall lieber um und lass das jeweilige Kind die Hausaufgaben selbst aussuchen.

Tipps für Belohnungssysteme in der Grundschule

Ein Belohnungssystem sollte deine Schüler*innen dazu führen, nicht einer „Trophäe“ hinterherzujagen, sondern Spaß am Lernen zu entwickeln. Belohnungen sollten kleine Anreize sein, um fleißig mitzumachen und sich vorbildlich zu verhalten. Wir haben ein paar Tipps, worauf du beim Einsatz von Belohnungssystemen achten kannst.

Abbildung 1: Tipps für Belohnungssysteme in der Grundschule (eigene Darstellung)

Überrasche deine Schüler*innen

Wenn keine Belohnung angekündigt wurde, können deine Schüler*innen sich nur aus eigenem Antrieb angestrengt haben. Das geht zwar nicht in jeder Situation, aber macht die Freude über eine Belohnung sicherlich umso größer. Generell solltest du darauf achten, die Schüler*innen direkt zu belohnen, damit sie ihre Freude darüber auch mit der erbrachten Leistung verbinden.

Weniger ist mehr

Mach dir das Leben nicht komplizierter als es sein muss. Ein einfaches Belohnungssystem mit einer überschaubaren Anzahl an Belohnungen erspart dir Arbeit. Definiere die Belohnungen dazu im Voraus. Gleichzeitig solltest du Belohnungen nur gelegentlich verteilen, damit sie etwas Besonderes bleiben.

Überlege dir gut, was für deine Schüler*innen eine schöne Belohnung sein könnte. Denn sie sollten die Belohnung auch als solche wahrnehmen. Einerseits sollten Belohnungen zum Alter deiner Schüler*innen und zur erbrachten Leistung passen. Andererseits sollten sie glaubwürdig und wertschätzend sein.

Unser Tipp: Nach einem Schulhalbjahr solltest du das Belohnungssystem am besten hinterfragen und im Zweifelsfall an die Bedürfnisse deiner Schüler*innen anpassen.

Belohne unterschiedliche Leistungen

Die Leistungen, für die du deine Schüler*innen belohnst, können individuell sein. Beispielsweise können das richtig erledigte Zusatzaufgaben, vorbildliches Sozialverhalten oder gute Mitarbeit im Unterricht sein. Wenn es bei dir immer wieder Verzögerungen gibt, weil deine Schüler*innen vergessen, Elternbriefe oder Geldbeträge rechtzeitig abzuliefern, kannst du sie auch für eine zügige, unaufgeforderte Abgabe belohnen. Wenn du bei einer Person merkst, dass sie sich bei etwas besonders angestrengt hat, kannst du darauf ebenfalls mit einem Lob reagieren, um die Leistung wertzuschätzen.

Hinweis: Mach Belohnungen nicht von dem Verhalten der gesamten Klasse abhängig, denn sonst werden alle Schüler*innen für das Verhalten einzelner Personen bestraft.

Kein bewertender Charakter

Achte darauf, dass die Belohnungen nicht zu einer zusätzlichen Bewertung werden. Werden beispielsweise Sterne ausschließlich für Lernerfolge, wie zum Beispiel in Form von richtig gelösten Zusatzaufgaben oder guter Mitarbeit im Unterricht, verteilt, kann dies für leistungsschwächere Schüler*innen demotivierend sein.

Konsequent durchführen

Wenn du ein Belohnungssystem einführst, dann bleib dabei. Wenn die Belohnungen plötzlich aussetzen, nur weil du von deiner Klasse enttäuscht wurdest oder sie schlichtweg vergessen hast, kann das zu einer schlechten Stimmung im Klassenzimmer führen. Zudem riskierst du damit, die Beziehung zu deinen Schüler*innen zu verschlechtern.

Fazit: Mit Belohnungssystemen in der Grundschule die Motivation steigern

Belohnungssysteme in der Grundschule sind eine gute Möglichkeit, um die Leistungen und das Verhalten deiner Schüler*innen wertzuschätzen. Wichtig dabei ist, dass sie deine Schüler*innen dazu motivieren, Lernerfolge zu erreichen und Spaß daran zu haben. Deshalb solltest du sie mit Bedacht einsetzen und konsequent durchführen. Es ist jedoch immer individuell abzuwägen, welche Belohnungen für deine Klasse sinnvoll sind. Manchmal klappt es beispielsweise nicht so gut mit den Klassenregeln, und Belohnungen können dabei helfen, deine Schüler*innen an deren Einhaltung zu erinnern. Schließlich solltest du Belohnungssysteme regelmäßig hinterfragen, um sie an die Bedürfnisse deiner Schüler*innen anzupassen.

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