Emotionale Intelligenz deiner Schüler*innen erkennen und fördern

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Unter emotionaler Intelligenz versteht man die Fähigkeit, die eigenen Gefühle sowie die anderer zu erkennen, und zu verstehen. Das kann in vielen Lebenssituationen hilfreich sein. Besonders für Schüler*innen und Lehrkräfte trägt diese Kompetenz jedoch auch dazu bei, bessere Lernerfolge zu erzielen. Aber woran liegt das und wie genau erkennt man emotionale Intelligenz? Kann man sie gezielt fördern? Hier erfährst du alles, was du über emotionale Intelligenz im Bildungskontext wissen musst.

© Austin Kehmeier / Unsplash

Emotionen erkennen und verstehen

Emotional intelligente Menschen nehmen Gefühle richtig wahr und verstehen sie. Sie können sie erkennen und äußern. Voraussetzung dafür ist, dass sie Zugang zu ihren Emotionen haben. Gleichzeitig sind sie empathisch und können auf die Gefühle anderer eingehen.

Im Endeffekt befähigt emotionale Intelligenz (auch Emotional Quotient (EQ) genannt) dazu, seine Gefühle besser zu reflektieren und sie zu nutzen. Dadurch kann man den Einfluss von Emotionen auf die Gedanken und das Verhalten nachvollziehen und beeinflussen.

Vier Kompetenzen von emotionaler Intelligenz

Die Psychologen John Mayer und Peter Salovey prägten den Begriff emotionale Intelligenz und teilten ihn in vier Kompetenzen ein:

Abbildung 1: 4 Kompetenzen emotionaler Intelligenz (eigene Darstellung)

  1. Emotionen wahrnehmen: Zum einen bezieht sich diese Kompetenz auf die eigenen Gefühle, für die man in sich hineinhören und körperliche Prozesse für ein Gefühl wahrnehmen muss. Zum anderen zählt dazu die Interpretation von Mimik und Gestik anderer, um ihr Verhalten einer Emotion zuordnen zu können.
  2. Emotionen verstehen: Hier zählt, ob man nachvollziehen kann, was der Auslöser für die eigenen Gefühle oder die des Gegenübers war.
  3. Emotionen beeinflussen: Wer seine Emotionen wahrnimmt und versteht, kann sie beeinflussen. Wenn man zielgerichtet mit seinen Gefühlen umgeht (Selbstregulation), lässt man sich nicht so leicht von ihnen überwältigen. Auch im Umgang mit anderen hilft dies dabei, durch sachliches Verhalten das Gegenüber zu beschwichtigen und Situationen zu entschärfen.
  4. Emotionen nutzen: Das Verständnis der eigenen Emotionen hilft dabei, andere Menschen in bestimmten Situationen besser zu unterstützen und zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern. Gleichzeitig kann dieses Wissen antreiben, um sich Herausforderungen zu stellen und sich neue Ziele zu setzen.

Emotionale Intelligenz in der Schule

Gefühle können das Denken beeinträchtigen oder fördern. Wer von seinen Gefühlen überwältigt wird, wird es schwer haben, sich auf etwas zu konzentrieren. Das kann die Lernfähigkeit von Schüler*innen wesentlich beeinflussen. Im Gegensatz dazu schneiden Schüler*innen, die eine gute Beziehung zu sich und zu ihren Gefühlen haben, oft besser ab. Darüber hinaus kann sich mehr Empathie für die Klassenkamerad*innen positiv auf den Klassenzusammenhalt auswirken.

Ebenso spielt die emotionale Intelligenz der Lehrkräfte im Klassenzimmer eine wichtige Rolle. Generell fällt es Lehrkräften, die reflektiert mit ihren eigenen Emotionen umgehen, oft leichter, eine positive Lernatmosphäre zu schaffen. Sie nehmen wahr, wenn sich ein*e Schüler*in unwohl fühlt oder sich zurückzieht, und können entsprechend reagieren, um sie zu unterstützen. Gleichzeitig können sie so die Beziehung zur gesamten Klasse fördern und ihre Schüler*innen leichter motivieren.

Hinweis: Du fragst dich gerade, wie es um deine emotionale Intelligenz steht? Online gibt es zahlreiche Selbsttests, mit denen du es herausfinden kannst.

Emotionale Intelligenz deiner Schüler*innen fördern

Emotionale Intelligenz zeigt sich bereits im frühen Kindesalter. Das Umfeld, in dem man aufwächst, und die Möglichkeit, seine Gefühle zu erleben, sind ausschlaggebend dafür, wie ausgeprägt die emotionale Intelligenz im Jugend- oder Erwachsenenalter ist. Dennoch ist ihre Ausbildung ein kontinuierlicher Prozess. Als Lehrkraft kannst du emotionale Intelligenz mit deinen Schüler*innen trainieren.

Egal ob ein emotional aufwühlendes Thema im Unterricht oder ein Streit unter Schüler*innen: Im Klassenzimmer können die Gefühle schnell hochkochen. Wenn es passt, kannst du einzelne Schüler*innen oder die gesamte Klasse bitten, in sich hineinzuhorchen, um ihre Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen. Die Selbstbeobachtung ist der erste Schritt, um sich für die eigene Gefühlswelt zu sensibilisieren.

Zudem können Rollenspiele dabei helfen, eine andere Perspektive einzunehmen und sich so in andere Charaktere und deren Situation hineinzuversetzen. Das funktioniert zum Beispiel super im Deutsch- oder Fremdsprachen-Unterricht, wenn ihr gerade eine Lektüre durchnehmt. Falls deine Schüler*innen interessiert sind, kannst du sie ermutigen, die Theater-AG zu besuchen.

Des Weiteren kannst du soziale und emotionale Kompetenzen in den Mittelpunkt einer Unterrichtseinheit stellen. Besonders in Gruppendiskussionen können deine Schüler*innen verschiedene Szenarien reflektieren und gemeinsam erarbeiten, wie man mithilfe bestimmter Kompetenzen ein besseres Miteinander schafft.

Fazit: Trainiere die emotionale Intelligenz deiner Schüler*innen

Emotionale Intelligenz ist in allen möglichen Alltagssituationen wichtig. Wer seine Gefühle nicht wahrnimmt und versteht, wird schnell von ihnen überwältigt oder reagiert impulsiv. Im Schulalltag kann das die Lernfähigkeit deutlich beeinträchtigen. Um dem entgegenzuwirken, kannst du die emotionalen und sozialen Fähigkeiten deiner Schüler*innen trainieren. Du kannst sie beispielsweise für ihre eigenen Gefühle sensibilisieren oder Rollenspiele mit ihnen machen. So kannst du ihnen wichtiges Wissen für ihr weiteres Leben mit auf den Weg geben und schaffst die Basis für ein besseres Miteinander im Klassenzimmer: Wer reflektiert mit seinen Gefühlen umgeht, kann auch besser mit den Gefühlen anderer umgehen.

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