Erleichtere deinen Schüler*innen das Lernen mit Ritualen im Unterricht

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Mithilfe von Ritualen kannst du deinen Unterricht besser strukturieren und so ein besseres Lernklima schaffen. Durch ihren wiederkehrenden Charakter helfen sie deinen Schüler*innen dabei, sich zu orientieren. Jeder kennt die klassische Begrüßung „Guten Morgen, Herr Müller“ oder den Stille-Fuchs als Ruhezeichen. Rituale können aber auch weit darüber hinausgehen. Hier erfährst du, was Rituale im Unterricht ausmachen und worauf du beim Einsatz von Ritualen achten solltest. Zudem stellen wir dir ein paar Beispiele für Rituale vor.

© Max Fischer / Pexels

Rituale im Unterricht gehören zum Classroom Management

Rituale sind Teil des Classroom Managements und du kannst sie zur Unterrichtsgestaltung einsetzen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich regelmäßig wiederholen, immer den gleichen Ablauf haben und den Schultag oder eine Unterrichtsstunde strukturieren. Damit deine Schüler*innen die Rituale akzeptieren und ihnen die zugehörigen Signale bekannt sind, solltest du sie am Anfang des Schuljahres gemeinsam mit der Klasse bestimmen.

Die Basis für Rituale im Unterricht sind Regeln. Dazu zählt zum Beispiel, dass niemand einfach so reinredet, ohne sich zu melden, oder dass sich die Schüler*innen mit dem Klassendienst abwechseln. Damit die Regeln von allen Schüler*innen geachtet werden, solltest du sie ebenfalls gemeinsam mit ihnen aufstellen.

Rituale sollten immer den Schüler*innen zugutekommen und ihre Lernerfolge verbessern. Sie sollten zum Alter deiner Schüler*innen und zur jeweiligen Unterrichtssituation passen. Wenn sich etwas an der Klassenkonstellation oder -dynamik verändert, solltest du auch die Rituale hinterfragen: Hat das Ritual noch eine Bedeutung? Wenn ja, wie könnte man es anpassen? Oder erscheint es überflüssig und kann weggelassen werden?

Vorteile von Ritualen im Unterricht

Rituale sind oft starke Symbole. Sie schaffen eine Routine: Die Schüler*innen wissen, was sie zu erwarten haben und können sich so besser auf den Unterricht fokussieren. Struktur und Ordnung entlasten Kinder und Jugendliche. Deshalb sorgen Rituale oft für ein besseres Lernklima.

Wenn die Regeln im Klassenzimmer eingehalten werden, gibt es weniger Unterrichtsstörungen. Rituale sind geeignete Maßnahmen, um die Schüler*innen durch unkomplizierte Signale, wie beispielsweise Handzeichen, an die Einhaltung der Regeln zu erinnern.

Gleichzeitig fördern Rituale die Klassengemeinschaft. Sie sorgen dafür, dass sich jede*r einbezogen fühlt und sich durch die Einhaltung der Regeln respektvoll gegenüber den Klassenkamerad*innen verhält.

Letztlich sparen Rituale Zeit. Zugegeben, bei der Aufstellung von Ritualen muss zu Beginn mehr Zeit investiert werden. Aber nach einer Eingewöhnungszeit laufen alltägliche Abläufe wie am Schnürchen und organisatorische Fragen sind zügig vom Tisch.

Unser Tipp

Es ist essenziell, deine Schüler*innen an der Festlegung von Ritualen zu beteiligen. Sprich mit ihnen anhand von Beispielen darüber, was ein Ritual bezwecken soll. So schaffst du mehr Akzeptanz und Klarheit.

Beispiele für Rituale im Unterricht

Wer eine Klassenleitung innehat oder viel Zeit mit einer Klasse verbringt, hat mehr Zeit für Rituale mit seinen Schüler*innen. Denn je häufiger sie eingesetzt werden, desto größer ist der Effekt. Für Fachlehrkräfte, die pro Woche nur wenige Stunden mit einer Klasse verbringen, ist es ratsam, lediglich kurze Rituale beispielsweise zur Begrüßung oder zur Verabschiedung einzuführen.

Es gibt viele mögliche Rituale, die du gemeinsam mit deiner Klasse umsetzen kannst. Als Inspiration stellen wir dir hier ein paar Beispiele vor, die du als Grundlage nutzen kannst. Fühl dich jedoch frei, die Rituale gemeinsam mit deinen Schüler*innen an ihre Bedürfnisse anzupassen.

Unser Tipp

Es ist sinnvoll, dass sich die Klassenleitung und die anderen Lehrkräfte einer Klasse hinsichtlich der Rituale absprechen. So weiß jede*r Bescheid und die Rituale zeigen mehr Wirkung.

Rituale im Unterricht
Abbildung 1: Beispiele für Rituale im Unterricht (eigene Darstellung)

Begrüßungsrituale

Ein Begrüßungsritual kann zu Beginn des Schultages, nach der Pause oder am Wochenanfang stattfinden. Es kann stark variieren und unterschiedliche Zwecke verfolgen. Während eine kurze Begrüßung signalisiert, dass der Unterricht beginnt und der Fokus nun darauf liegt, können längere Rituale die Klassengemeinschaft stärken.

Ein wöchentlicher Morgenkreis bietet sich besonders in der Grundschule an und gibt deinen Schüler*innen die Gelegenheit, von ihrem Wochenende zu erzählen. Es ist jedoch sinnvoll, den Bericht einzuschränken, in dem bestimmte Fragen beantwortet werden oder die Schüler*innen sich ein Highlight aussuchen müssen.

Das Begrüßungsritual kann auch attraktiv für höhere Klassen sein. Dazu kannst du den Tages- oder Wochenplan mit deinen Schüler*innen durchgehen und organisatorische Fragen klären. So hat deine Klasse immer einen Überblick über Termine, Ausflüge und wichtige Informationen.

Feedback-Rituale

Egal ob zum Tagesbeginn, nach der Pause oder nach der Einführung eines neuen Themas: Ein Feedback-Ritual kann dabei helfen, die Stimmung der Klasse einzufangen. Das Ritual lässt sich ganz einfach mit einem Handzeichen als Antwort auf eine Frage umsetzen: Wie geht’s euch heute? Seid ihr heute gut mitgekommen? Habt ihr etwas Neues gelernt?

Als Handzeichen bietet sich beispielsweise ein Daumen nach oben, zur Seite oder nach unten an. Ist das Meinungsbild eher negativ, könnt ihr euch über die Gründe ausführlicher austauschen.

Wissensabfragen

Um deinen Unterricht aufzulockern und das neu erworbene Wissen zu festigen, kannst du deine Unterrichtsstunde mit einer Wissensabfrage beenden. Das kann in Form eines Quiz, beispielsweise mit Kahoot, sein, oder etwas aktiver in ein Ballspiel eingebunden werden. Wer dieses Ritual nutzen möchte, sollte auf sein Timing achten und die letzten fünf Minuten des Unterrichts dafür einplanen.

Visuelle und akustische Rituale

Was tun, wenn alle drauf los quatschen und Privatgespräche die Überhand nehmen? Laut zu schreien, strapaziert nicht nur auf Dauer die Nerven, sondern geht auch auf die Stimmbänder. Mit einem gemeinsam vereinbarten Ruhezeichen kannst du ruhig und gelassen auf den Lärm reagieren.

Visuelle und akustische Rituale haben in der Regel eine starke Symbolkraft und können vielseitig eingesetzt werden. Eine Klangschale, ein Triangel oder Klatschen können Zeichen dafür sein, dass Ruhe einkehren soll, dass die Stillarbeit beginnt oder der Unterricht nach der Pause weitergeht. Eine große Uhr mit Timer-Funktion gibt den Schüler*innen während Arbeitsphasen Orientierung. Einem Handzeichen auf ein gemeinsam erstelltes Plakat über die Klassenregeln bei Unterrichtsstörungen kann effektiv sein und viel Zeit sparen.

Hinweis

Damit solche Signale funktionieren, müssen sie den Schüler*innen bekannt sein. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an für Verständnis zu sorgen und ihren Zweck klar zu besprechen.

Bewegungspausen

Wenn die Konzentration nachlässt, hilft es nicht immer, nur die Fenster für frische Luft zu öffnen. Ein bisschen Bewegung regt hingegen die Gehirnaktivität an und fördert die Konzentrationsfähigkeit. Je nachdem, was sich für dich richtig anfühlt, kannst du als Bewegungsritual zum Beispiel ein paar Yoga-Übungen oder Tanzen vorschlagen.

Klassenrat

Für höhere Klassen ist ein Klassenrat ein geeignetes Ritual, bei dem deine Schüler*innen sich über Themen aus dem Schulalltag oder Organisatorisches austauschen können. Es sollte in regelmäßigen Abständen stattfinden und zeitlich begrenzt sein.

Der oder die Klassensprecher*in kann die Moderation übernehmen, während jemand anders Protokoll führt. Anhand einer Agenda können die Schüler*innen dann Themen wie zum Beispiel Ausflüge, Klassenfahrten oder Klassenprojekte besprechen.

Dieses Ritual erfüllt nicht nur einen Zweck, sondern fördert auch die Eigenständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein deiner Schüler*innen. Zudem stärkt es das Gemeinschaftsgefühl.

Rituale in der Grundschule

Besonders in der Grundschule sind Rituale wichtig, damit sich deine Schützlinge sicher und geborgen fühlen. Sie bieten ihnen eine Orientierungshilfe und eine wiederkehrende Struktur, die besonders den Kleinsten den notwendigen Halt geben und ihnen erfolgreiches Lernen ermöglichen.

Neben den bereits oben genannten Ritualen bieten sich darüber hinaus die Folgenden in der Grundschule an:

  • Symbolkarten, um bestimmte Handlungen zu visualisieren
  • Geburtstagsrituale wie ein Stuhlkreis, ein Geburtstagsständchen, ein paar Leckereien und passende Deko
  • Saisonale Rituale zur Weihnachtszeit, Ostern und anderen Feiertagen

Fazit: Rituale verbessern das Lernklima

Rituale im Unterricht sind geeignete Mittel, um die Lernatmosphäre zu verbessern. Sie geben deinen Schüler*innen mehr Struktur und sorgen für weniger Unterrichtsstörungen. Wichtig ist, dass die Rituale zu den Bedürfnissen deiner Schüler*innen passen. Um dies sicherzustellen, solltest du deine Schüler*innen bei der Einführung von Ritualen einbinden. Anhand von Beispielen könnt ihr genau definieren, welchen Zweck ein Ritual erfüllt und woran man sie erkennt. Gleiches gilt für die Regeln, die im Klassenzimmer gelten und zu deren Einhaltung die Rituale beitragen. So schaffst du nicht nur Verständnis für die Rituale, sondern eine allgemeine Akzeptanz seitens der Schüler*innen.

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