Freiarbeit im Unterricht erfolgreich einsetzen

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Als Abwechslung zum Frontalunterricht bietet sich Freiarbeit ein. Die Methode des offenen Unterrichts fördert die Selbstständigkeit der Lernenden sowie individuelles Lernen. Im Kern haben Schüler*innen im Rahmen der Freiarbeit eine Auswahl aus unterschiedlichen Lernangeboten und Materialien, und können selbst entscheiden, was sie lernen wollen. Obwohl Lehrkräfte während der Freiarbeit eher eine beratende und begleitende Rolle haben, ist die Vorbereitung der Unterrichtseinheit nicht weniger aufwendig. Hier erfährst du, wie du Freiarbeit im Unterricht einsetzen kannst und worauf du achten solltest.

© Max Fischer / Pexels

Freiarbeit sollte gut geplant werden

Normalerweise stehen Lehrkräfte vor ihrer Klasse und vermitteln ihren Schüler*innen den Lernstoff. Im Gegensatz zum Frontalunterricht haben Schüler*innen im Rahmen der Freiarbeit deutlich mehr Freiheiten. Sie entscheiden über das Thema, die Methode, den zeitlichen Rahmen, die Sozialform und den Einsatz der Lernmaterialien.

Damit die Freiarbeit erfolgreich wird, solltest du bei der Planung die folgenden Punkte berücksichtigen.

  1. Auswahl des Freiarbeitsmaterials: Wähle die zu bearbeitenden Materialien sorgfältig aus. Zum einen sollte das Material zu deinen Schüler*innen passen und ihrem Lernstand entsprechend. Zum anderen sollte es verschiedene Sinne ansprechen und verschiedene Sozialformen ermöglichen, damit es abwechslungsreich und ansprechend ist.
  2. Sozialformen: Stelle sicher, dass das Material verschiedene Sozialformen wie Einzelarbeit, Partnerarbeit und Gruppenarbeiten ermöglicht.
  3. Auslage der Freiarbeitsmaterialien: Überlege, wie du die Materialien am besten anbietest. Du kannst sie beispielsweise auf einem Tisch oder einem Regal auslegen.
  4. Gestaltung des Klassenraums: Die Sitzordnung sollte einen schnellen Wechsel zwischen den Sozialformen ermöglichen. Zudem bieten sich Raumteiler, Abstellflächen, Magnet- oder Pinnwände sowie unterschiedliche Arbeitsplätze an.
  5. Zeitpunkt: Freiarbeit sollte unterrichtsbegleitend und im Idealfall regelmäßig stattfinden. Du kannst zum Bespiel eine bestimmte Unterrichtsstunde pro Woche dafür festlegen. Sobald deine Schüler*innen mit der Methode vertraut sind, kannst du Freiarbeit auch spontan einsetzen.
  6. Beraterrolle: Versuche, dich während der Freiarbeit zurückzunehmen und deine unterstützende und beratende Rolle zu wahren.
  7. Feedback: Überlege dir, wie du eine Kontrollmöglichkeit für deine Schüler*innen einbindest. Das Arbeitsmaterial kann beispielsweise die Lösungen enthalten, um sich selbst zu kontrollieren. Alternativ kann es auch Freiarbeitshefte, die du einsammelst und korrigierst, oder Feedback-Gespräche geben.

Hinweis: Wenn ein*e Schüler*in sich auffällig verhält und keine guten Leistungen erbringt, hat das nicht zwangsläufig mit der Motivation zu tun. Hinterfrage, welche Ursache dahinterstecken könnte und welche Maßnahme passend ist, um die Schüler*innen zu unterstützen.

Ideen für Belohnungen in der Grundschule

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Belohnungssysteme. Während du manche Belohnungen direkt vergeben kannst, können sie auch mithilfe eines Sammel-Systems vergeben werden. Das bedeutet, dass die Kinder Smileys, Sticker, Steine oder Stempel sammeln und belohnt werden, wenn sie eine gewisse Anzahl erreicht haben.

Eine wichtige Überlegung für ein Belohnungssystem ist, welche Belohnungen deine Schüler*innen abstauben können. In der Grundschule bieten sich zum einen materielle Belohnungen wie beispielsweise Motivationskarten, Aufkleber, Stempel, spaßige Arbeitsblätter oder Ausmalbilder an.

Zum anderen sind immaterielle Belohnungen denkbar. Als Belohnung können die Kinder zum Beispiel ein Lied oder ein Spiel aussuchen, dass gemeinsam gesungen oder gespielt wird. Falls es einen Klassenrat oder einen Morgenkreis gibt, kann ein Kind als Belohnung deren Leitung übernehmen. Ein authentisches Lob ist zudem nach wie vor eine wirksame Methode, um die Leistung von Schüler*innen wertzuschätzen. Weitere Optionen sind, dass sie einen Tag lang auf das Klassenkuscheltier aufpassen oder sich etwas für die nächste Bastelstunde wünschen dürfen. Immaterielle Belohnungen haben den Vorteil, dass du die Schüler*innen direkt einbeziehen und ihre Eigenständigkeit fördern kannst.

Unser Tipp: Bevor du Freiarbeit fest in deinem Unterricht einplanst, hör dich im Kollegium um oder frag direkt bei der Schulleitung nach, ob du diese Methode ohne Bedenken umsetzen kannst.

Vorteile von Freiarbeit im Unterricht

Freiarbeit sorgt nicht nur für Abwechslung im Unterricht, sondern hat noch viele weitere Vorteile – insbesondere für deine Schüler*innen.

Abbildung 1: 4 Vorteile von Freiarbeit (eigene Darstellung)

Persönlichkeitsentwicklung

Zunächst einmal förderst du deine Schüler*innen mit Freiarbeit individuell. Durch die Freiheit, selbst über den Lernprozess zu entscheiden, können die Schüler*innen viel über sich selbst lernen. Was weckt ihr Interesse und woran haben sie Spaß? Wie gehen sie bei der Arbeit vor? Wie gut können sie ihre eigene Leistung einschätzen?

Freiarbeit fördert die Selbstständigkeit und die Reflexionsfähigkeit der Schüler*innen. Sie können außerdem ihre eigenen Stärken und Schwächen erkennen. Die Schüler*innen können die Materialien frei auswählen, wofür sie ihre eigenen Interessen und Begabungen kennen müssen.

Eigenverantwortung

Freiarbeit stärkt das Selbstbewusstsein der Lernenden. Einerseits erfordert die Methode viel Selbstständigkeit. Die Schüler*innen müssen ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen, um die passenden Materialien auszuwählen. Sie müssen eigenständig entscheiden, an welchem Arbeitsplatz und mit welchen Lernpartner*innen sie arbeiten wollen. Darauf aufbauend müssen die Schüler*innen das Unterrichtsmaterial und die Lernmethode allein bearbeiten.

Andererseits sprechen die Ergebnisse der Freiarbeit für sich. Wenn man etwas ganz allein schafft, ist man darauf oft stolzer. Das gibt mehr Vertrauen in die eigenen Kompetenzen.

Unterschiedliche Leistungsniveaus

Im Frontalunterricht ist es oft herausfordernd, alle Schüler*innen mitzunehmen. Freiarbeit geht automatisch auf unterschiedliche Leistungsniveaus ein. Wenn du das Freiarbeitsmaterial gewissenhaft auswählst, gibt es die passenden Inhalte für alle und niemand wird unter- oder überfordert. Zugleich können die Schüler*innen in ihrem individuellen Tempo arbeiten.

Weitere Kompetenzen

Freiarbeit fördert viele Kompetenzen deiner Schüler*innen.

  • Die verschiedenen Sozialformen stärken die Sozialkompetenz: Die Schüler*innen müssen in Teams arbeiten, miteinander kommunizieren, kooperieren und gemeinsam Entscheidungen treffen.
  • Die eigenständige Arbeitsweise fördert die Methodenkompetenz: Die Lernenden müssen eigene Lernstrategien entwickeln, Probleme erkennen und eigenständig dafür Lösungen finden.
  • Die Schüler*innen erlernen neue Fachkompetenzen: Während der Freiarbeit eignen sie sich neues Wissen und Fähigkeiten selbst an.

Regeln für Freiarbeit

Wenn deine Schüler*innen die Oberhand haben, sollte vorher feststehen, welche Regeln während der Freiarbeit im Klassenzimmer gelten. Das können beispielsweise Regeln sein, die ihr bereits gemeinsam festgelegt habt.

Unser Tipp: Die Regeln sollten gut sichtbar im Raum sein, sodass du als Lehrkraft im Zweifelsfall leicht darauf verweisen kannst. Dafür eignen sich beispielsweise Plakate.

Mögliche Regeln sind zum Beispiel, dass man leise arbeitet und andere nicht stört. Die Schüler*innen sollten selbstständig prüfen, ob sie das Material vollständig bearbeitet haben. Vor allem in der Grundschule sind Regeln fürs Aufräumen sinnvoll.

Auch für die Kontrolle und Reflexion der Ergebnisse sollte es Regeln geben: Wie wird festgehalten, was bearbeitet wurde? Wird im Freiarbeitsheft auch notiert, wobei man Schwierigkeiten oder woran man Spaß hatte?

Fazit: Selbstverantwortliches Lernen mit Freiarbeit fördern

Freiarbeit ermöglicht es Schüler*innen, entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen zu lernen. Neben Fachkompetenzen fördert Freiarbeit dadurch ebenso Selbstkompetenzen, Sozialkompetenzen und Methodenkompetenzen. Als Lehrkraft nimmst du dazu während der Freiarbeit lediglich eine beratende Rolle ein. Bei der Vorbereitung gibt es aber einiges zu tun: Neben der Auswahl von Freiarbeitsmaterialien, die ansprechend sind und zum Lernstand deiner Schüler*innen passen, musst du auch für eine passende Lernumgebung für die Freiarbeit sorgen.

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