#Lehrprobe #Erfahrungsbericht

No-Gos in der Lehrprobe

Uhr
(C) glenncarstenspeters / Unsplash

Wenn du einmal auf Youtube nach dem Stichwort Lehrprobe suscht, erscheinen einige Videos, deren Kern der folgende ist: Lehrproben seien Theater. Mehr nicht. Es ist eine dieser urbanen Gerüchte, die sich durchgesetzt haben. Am besten müsse man 10 Stunden basteln, einen Elefanten mitbringen und auf diesem rollerskatend ein selbstgeschriebenes Lied in der Zielsprache trällern.

Natürlich sind Lehrproben eine besondere Unterrichtssituation. Aber das meiste, was darüber berichtet wird, ist entweder falsch oder verzerrt.

Allerdings gibt es durchaus einige No-Gos in der Lehrprobe. Die sind jedoch oftmals ganz anders, als man meint. Wenn wir beispielsweise über Methoden reden, würde wohl jeder sagen, dass eine Lehrprobe viele Methodenwechsel braucht.

Das mag insofern richtig sein, dass es natürlich nicht geht, dass sich der Lehrer hinstellt und einen 20-minütigen Vortrag hält. Andrerseits geht es auch nicht um den Methodenwechsel. Zumindest nicht isoliert. Es geht um einen begründeten Methodenwechsel, der sich aus dem Gegenstand entwickelt, der erarbeitet werden soll.

So viele Methodenwechsel wie es nur geht einzubauen, nur um der Tatsache willen, ist also ein No-Go in der Lehrprobe. Und es gibt noch einige mehr.

Tipps Um No-Gos in der Lehrprobe zu vermeiden

Sowohl die Prüfer als auch deine Schüler merken es in der Lehrprobe ganz schnell ob du – besonders am Anfang deiner Laufbahn als Lehrkraft – überfordert bist oder nicht. Ein gesundes Maß an Aufregung bei einer Lehrprobe ist dabei ganz normal, wichtig ist jedoch, dass du versuchst einige No-Gos in der Lehrprobe zu vermeiden. Einige der größten Stolperfallen haben wir hier aufgeführt.

Keine langen Vorträge oder Monologe

Die schnellste Möglichkeit um Unruhe und Unaufmerksamkeit in die Klasse zu bringen, ist es wenn nur du redest und deine Schüler nicht mitnimmst. Du sollte also jede Form von langen Vorträgen oder Monologen bestmöglich vermeiden. Versuche hier lieber deine Schüler möglichst umfangreich in den Unterricht einzubinden. Hier ist Interaktion gefragt. Dann macht der Unterricht sowohl die als auch deinen Schüler gleich viel mehr Spaß. Du kannst hier versuchen innerhalb einer Unterrichtsstunde zwischen Einzelarbeit, Gruppenarbeit und Frontalunterricht zu wechseln um den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten. Damit können sich deine Schüler intensiver mit dem Lernstoff auseinandersetzen und lernen effektiver.

Nicht mit Material überschütten

Weiterhin solltest du versuchen nicht zu viel Unterrichtsstoff für die Lehrprobe einzuplanen, denn das kann oftmals schief gehen. Viel wichtiger ist flexibel auf deinen Unterricht und vereinzelte Schüler reagieren zu können. Besonders bei leistungsschwachen Schülern kann es vorkommen, dass sie sich überfordert fühlen und sie somit dem Geschehen im Unterricht nicht mehr folgen könne. Die Gefahr ist dann, dass diese Schüler den Unterricht stören. Sei dir also vor Lehrprobe welchen Stoff du in welchem Umfang entsprechend deiner Schüler besprechen möchtest. Hier ist Qualität wichtiger als Quantität.

Nicht versuchen die Schüler zu übertönen

Ein weiteres No-Go in der Lehrprobe ist es zu versuchen lauter als deine Schüler zu sein, wenn du den Lärmpegel der Klasse senken möchtest. Insbesondere in Klassen der Unterstufe mit jüngeren Schüler*innen kann es im Unterricht schon einmal laut werden. Kinder haben sich schließlich viel zu erzählen und ihnen fällt es oft schwer ruhig und konzentriert dem Unterricht zu folgen. Wichtig ist hier deine Schüler nicht mit einem lauten Geschrei einzuschüchtern. Das hat meistens nur kurzfristigen Erfolg und nach ein paar Minuten steigt die Geräuschkulisse wieder. Zudem nehmen die Kinder das Schreien einer Lehrkraft unterbewusst oft als Schwäche wahr. Besser ist es hier gleich von Anfang an klare Regeln und Prinzipien aufzustellen. Schüler brauchen ein vorhersehbares Verhalten, um sich sicher zu fühlen. Du solltest deine Schüler dabei mit einbeziehen, das bringt auch dir Respekt und Achtung ein.

Respekt und Wertschätzung gegenüber den Schülern beibehalten

Häufig versuchen Referendare vor den Schülern eine „harte Linie“ zu fahren um sich bei den Schülern als Autoritätsperson zu etablieren. Für die Lehrprobe ist das definitiv ein No-Go und auch sonst solltest du eine solche Methode im Unterricht verwenden. Viel wichtiger ist jedoch zu deinen Schülern Vertrauen aufzubauen, denn nur so kann eine gegenseitige Wertschätzung zwischen Schülern und Lehrkraft stattfinden. Die Autorität ergibt sich dann automatisch. Zeige deinen Schülern, dass du sie gerne unterrichtest und gibt ihnen auch Feedback für positive wie negative Leistungen. Konstruktives Feedback nehmen die Schüler nämlich in der Regel immer positiv auf. Lobe deine Schüler gezielt. Übertreibe es jedoch nicht mit dem Lob sonst wirkst du schnell unglaubwürdig.

Nicht hetzen um den Zeitplan einzuhalten

Wenn du in der Lehrprobe feststellen solltest, dass du den geplanten Stoff zeitlich nicht mehr durchbringst, dann verfalle nicht in Panik. Das einzige No-Go das dir in diesem Fall in der Lehrprobe passieren kann, ist wenn du jetzt versuchst den Stoff mit Mühe und Not durchzudrücken. Wichtiger als ein perfektes Zeitmanagement in der Lehrprobe ist eine Offenheit und Sensibilität für unvorhergesehen Situationen. Das können Fragen der Schüler, oder neue Aspekte sein, die sich erst im Laufe des Unterrichts herausstellen. Kannst du diese Situationen in der Selbstreflexion gut begründen gibt es in der Regel keine Sorge für einen negativen Einfluss auf die Note in der Lehrprobe.

Weitere nützliche Tipps, um das Beste aus der Lehrprobe herauszuholen

Wenn du auf die oben beschriebenen No-Gos in der Lehrprobe achtest, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Wenn du aber darüber hinaus die Lehrprobe etwas verbessern möchtest, haben wir hier noch ein paar zusätzliche Tipps für dich.

Traue deinen Schülern etwas zu

Viele Referendare versuchen in der Lehrprobe krampfhaft nicht die Kontrolle zu verlieren. Sie wählen dann oft Unterrichtsmaterial, das die Schüler eher unterfordert als überfordert. Dabei kannst du Ruhig etwas Risiko eingehen und deinen Schülern etwas zutrauen.

Du musst nicht angestrengt allen gefallen

Vor der Lehrprobe erhältst du von vielen Seiten Tipps, wie du dich bestmöglich der Prüfungskommission gegenüber verhältst, um diesen möglichst zu gefallen. Diese Tipps sind meistens gut gemeint, jedoch führen sie oft auch dazu, dass du nicht mehr fokussiert auf den Unterricht bist und dein Unterrichtsstil nicht mehr authentisch wirkt. Oft merken das deine Schüler. Versuche also nicht irgendjemandem zu gefallen und verseuch den Unterricht wie gewohnt abzuhalten wie du es davor gelernt hast.

Gibt klare Anweisungen

Um möglichen Fragen deiner Schüler in der Lehrprobe vorzubeugen, solltest du darauf achten die Aufgabenstellungen verständlich zu formulieren. Es hilft oft, wenn du diese schriftlich in der Klasse präsentierst.

No-Gos in der Lehrprobe - Fazit

Die Lehrprobe ist in der Laufbahn als Lehrkraft auf jeden Fall eine Ausnahmesituation. Gerade deshalb solltest du darauf achten einige No-Gos in der Lehrprobe bestmöglich zu vermeiden. Insbesondere lange Vorträge, Monologe oder zu viel Unterrichtsmaterial bringen Unruhe in die Klasse. Versuche deine Schüler in unruhigen Phasen des Unterrichts nicht zu übertönen, sondern rechtzeitig in das Unterrichtsgeschehen miteinzubeziehen. Bringe deinen Schülern den nötigen Respekt und die Wertschätzung entgegen und versuche nicht durchzuhetzen um einen Zeitplan einzuhalten. Dann wird einer erfolgreichen Lehrprobe in der Regel nichts im Weg stehen.

Bob Blume

Lehrer zu werden und zu sein ist in Zeiten der Digitalisierung eine riesige Herausforderung. Auf dem Blog von "Netzlehrer" Bob Blume findet ihr Anregungen für die digitale Arbeit, Impulse für den Unterricht und Hilfe für den Start ins Lehrerleben.

Du bist Lehramtsstudent*in oder Referendar*in?

Fit4Ref ist eine kostenlose Lehramts-Community. Wir unterstützen dich mit vielen Vorteilen in jeder Phase auf deinem Weg zur Lehrtätigkeit. Sichere dir als LA-Student*in oder Referendar*in den Zugang zur Mediathek, der umfangreichen Unterrichtsmaterialdatenbank und vielen weiteren Vorteilen.

Weitere Vorteile entdecken
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare. Mach den Anfang! ;)