Welcome Quereinsteiger*innen

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Der sich weiter verschärfende Lehrkräftemangel lässt bis zum Jahr 2035 einen hohen Bedarf an zusätzlichen Lehrkräften erwarten. Die Zahlen reichen von 68.000 fehlenden Lehrkräften (KMK 2023) bis zu 175.000 (Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS 2024)). Damit ist dies auch im Schuljahr 2023/24 eine der zentralen Herausforderungen im Bildungsbereich. Welche Zahl sich letztlich bewahrheiten wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass die Kultusministerien vor einer großen Herausforderung stehen, um eine qualitativ hochwertige Unterrichtsversorgung zu gewährleisten. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der KMK empfiehlt daher dringend wissenschaftsbasierte Maßnahmen zur Bewältigung des Lehrkräftemangels, darunter auch die Reduzierung der Teilzeitbeschäftigung, die laut Statistischem Bundesamt im Schuljahr 2022/23 bei 40,6 Prozent liegt.

ZDF – Zahlen, Daten, Fakten

Wie konnte es so weit kommen? Neben dem generellen Fachkräftemangel, der alle Branchen betrifft, gibt es ein vielfältiges Geflecht von Faktoren.

So verzeichnete das Statistische Bundesamt von 2000 bis 2020 einen Anstieg der Renteneintritte um 53,9 Prozent. Dieser Anstieg ist vor allem auf die hohe Zahl, der in den 1960er und 1970er Jahren in den Ruhestand getretenen Lehrkräfte zurückzuführen. Auch wenn der Höhepunkt der Pensionierungen überschritten ist, wird dieses Problem weiterhin bestehen bleiben. Pikant ist, dass im Jahr 2022 nur noch 11.700 Beamtinnen und Beamte, also 20 % aller Neupensionierungen, die gesetzliche Altersgrenze erreicht haben werden (Statistisches Bundesamt 2024).

Möglicherweise hängt auch dies mit der Berufswahl zusammen. Längst hat sich herumgesprochen, dass der Lehrerberuf kein Job ist, den man mal eben nebenbei macht, sondern ein sehr anspruchsvoller Beruf mit enormer gesellschaftlicher Bedeutung. Nicht wenige (angehende) Lehrkräfte verlassen den Beruf bereits während der Ausbildung oder in den ersten Berufsjahren. Es geht also einerseits darum, neue Lehrkräfte zu gewinnen, andererseits aber auch darum, sie zu halten. Gefragt sind auch Sondermaßnahmen für Quer- und Seiteneinsteiger*innen, denn die Zahl der Schüler*innen steigt stärker als erwartet. Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf veränderte Geburtenraten, eine verstärkte Zuwanderung sowie erweiterte Anforderungen an das Schulsystem zurückführen. Dazu gehören die Umsetzung der Inklusion, der Ausbau der Ganztagsbetreuung und die Intensivierung der Sprachförderung.

Alle Wege führen nach Rom - oder in den Schuldienst

Bereits 2013 formulierte die KMK, dass bei „unabweisbarem lehramts- und fächerspezifischem Bedarf“ länderspezifische Sondermaßnahmen zur Gewinnung von Lehrkräften eingerichtet werden sollen, wenn die Unterrichtsversorgung mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften nicht sichergestellt werden kann (KMK, 2013, S. 2). Zehn Jahre später lassen aktuelle Prognosen nach dem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission für die Jahre 2023/2024 eine eklatante Unterversorgung des allgemeinbildenden und beruflichen Schulsystems mit qualifizierten Lehrkräften erwarten. Dies ist angesichts der steigenden Anforderungen an die Schulen besonders dramatisch.

Bisher hat die KMK grundsätzlich unterschieden, ob ein universitärer Masterabschluss oder ein gleichwertiger Hochschulabschluss (z.B. Erste Staatsprüfung) vorliegt, aus dem sich zwei Unterrichtsfächer ableiten lassen oder ob sich aus dem abgeschlossenen Studium nur ein lehramtsbezogenes Unterrichtsfach ableiten lässt. Ersteres ermöglicht den direkten Zugang zum Vorbereitungsdienst oder einer vergleichbaren Ausbildung, letzteres führt dazu, dass das zweite Unterrichtsfach durch ein berufsbegleitendes Studium nachgeholt werden muss, um zum Vorbereitungsdienst oder einer vergleichbaren Ausbildung zugelassen zu werden. Der Quereinstieg bezeichnet somit den Eintritt in den Vorbereitungsdienst ohne Erste Staatsprüfung oder einen entsprechenden lehramtsbezogenen Masterabschluss. Der Seiteneinstieg hingegen bezeichnet den Eintritt in den Schuldienst ohne Erste und Zweite Staatsprüfung sowie den berufsbegleitenden Erwerb der notwendigen Kompetenzen (vgl. u.a. Korneck, Lamprecht, Wodzinski & Schecker, 2010; Dedering, 2020). Korneck et al. (2010, S. 9) differenzieren den Seiteneinstieg zudem nach seiner Zielsetzung und unterscheiden zwischen Programmen, die auf die Zweite Staatsprüfung hinarbeiten und solchen, die dieses Ziel nicht verfolgen. In der Regel erhielten nur voll ausgebildete Lehrkräfte eine EINstellung im Schuldienst. Alle anderen erhielten eine ANstellung. Mit dieser konnte man in der Schule arbeiten, wurde aber z.B. nicht verbeamtet.

FunFact

Quer- und Seiteneinsteiger*innen sind angesichts des Lehrkräftemangels in den meisten Bundesländern unverzichtbar: Im Jahr 2022 werden bundesweit zehn Prozent der Lehrerstellen mit Seiteneinsteiger*innen besetzt

Quereinsteiger*innen haben also nicht auf Lehramt studiert, bei ihnen besteht aber im Gegensatz zu Seiteneinsteiger*innen die Pflicht, einen Vorbereitungsdienst zu absolvieren.

Am 14. März 2024 hat die Kultusministerkonferenz (KMK) veranlasst, ein umfassendes Reformpaket für die Lehrkräftebildung zu verabschieden. Der Beschluss ermöglicht es den Ländern, noch flexiblere Wege in den Lehrerberuf zu schaffen, z.B. die Ausbildung von Ein-Fach-Lehrkräften, duale Lehramtsstudiengänge mit integriertem Vorbereitungsdienst oder Quereinstiegs-Masterstudiengänge.

Über diese Möglichkeiten hinaus können die Bundesländer weitere landesspezifische Maßnahmen ergreifen (KMK 2013). Weiterführende Informationen erhältst du, indem du auf das entsprechende Bundesland klickst:

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vielfältigen Wege in den Unterricht wichtig sind, um die hohen Bedarfe zu decken. Aufgrund der Komplexität des Berufs bleibt die grundständige Lehramtsausbildung aber weiterhin von höchster Bedeutung. Dies haben die Kultusministerinnen und Kultusminister der 16 Bundesländer im KMK-Beschluss „Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung“ (KMK 2024) verdeutlicht: „Das Lehramtsstudium, das einem grundständigen Konzept von Bildungswissenschaften und Fachwissenschaften inklusive deren Didaktik folgt, sichert eine hohe Qualität der Lehrkräftebildung.“ Mit anderen Worten: Um die Qualität in Schulen zu sichern, braucht es grundständig ausgebildete Lehrkräfte, wie dich!

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