Als Lehrer*in ist es deine Verantwortung, allen Schüler*innen die gleiche Chance auf Bildung zu geben. Das geht nur, wenn man eine Lernumgebung schafft, in der alle Schüler*innen unabhängig von ihren Fähigkeiten und ihrem Hintergrund erfolgreich sein können. Spätestens im Referendariat wird klar: In der Praxis ist es so gut wie unmöglich, jede*n Schüler*in individuell zu fördern. Wie soll man es also schaffen, auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen einzugehen? Wir geben dir hier einige Tipps, worauf du achten kannst und wie du alle Schüler*innen im Unterricht mitnimmst.
Inklusion im Unterricht: Vielfältige Lernvoraussetzungen
Jeder Mensch ist anders. Es macht nur Sinn, dass auch jedes Kind und jede*r Jugendliche Inhalte aus dem Unterricht auf seine/ ihre ganz eigene Art und Weise erfasst und verarbeitet. Jede*r Schüler*in hat unterschiedliche Voraussetzungen, Interessen und Fähigkeiten. Deshalb müssen Lehrer*innen sicherstellen, dass der Unterricht für alle Schüler*innen zugänglich und ansprechend ist. Das hat mehrere Vorteile:
Es verbessert die Leistung der Schüler*innen: Heterogene Lerngruppen sind für leistungsschwächere Schüler*innen vorteilhaft. Sie werden ermutigt, ihre Stärken einzubringen, und können von leistungsstärkeren Schüler*innen lernen.
Unterricht für alle Leistungsniveaus fördert die Akzeptanz und das Verständnis untereinander: Wenn Schüler*innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam lernen, lernen sie, sich gegenseitig zu akzeptieren und besser zu verstehen. Das verbessert gleichzeitig das Klassenklima.
Du bereitest deine Schüler*innen auf das Leben außerhalb der Schule vor: Im Berufsleben treffen deine Schüler*innen auf viele neue Menschen, die ganz anders ticken als sie selbst. Wenn sie bereits in der Schule in heterogenen Gruppen arbeiten, fällt ihnen die Zusammenarbeit im Job leichter. Zudem lernen sie, dass Vielfalt etwas Positives ist, und dass jeder Mensch wertvoll und wichtig ist.
Individuelle Interessen
Denkt man an die eigene Schulzeit zurück, gab es immer schon Überflieger*innen, Schüler*innen in der goldenen Mitte und Schüler*innen mit Schwierigkeiten im Unterricht. Das muss keineswegs fächerübergreifend der Fall sein. Oft gibt es Schüler*innen, deren Herz für Musik schlägt, die aber im Physik-Unterricht kaum Begeisterung aufbringen können. Mathe-Genies können vielleicht gut mit Zahlen, liegen dafür bei Sprachen aber eher im Mittelfeld. Es ist wichtig, diese Stärken und Schwächen anzuerkennen und nicht den Glauben an leistungsschwächere Schüler*innen zu verlieren.
Förderung von einzelnen Schüler*innen
Falls die Leistung einzelner Schüler*innen positiv oder negativ auffällt, solltest du das nicht nur zur Kenntnis nehmen. Beobachte die Situation und gehe auf die Klassenleitung zu, um darüber zu sprechen.
Zum einen ist die Leistung einzelner Schüler*innen ein wichtiges Thema bei der Zeugniskonferenz, an der alle Lehrkräfte einer Klasse teilnehmen. Bei diesem Anlass kann zum Ende eines Halbjahres über individuelle Fördermöglichkeiten gesprochen werden. Zum anderen bieten Elternsprechtage die Möglichkeit, über einzelne Schüler*innen zu sprechen. Außerdem können Lehrer*innen anregen, dass bestimmte Schüler*innen an weiterführenden Lernprogrammen in den Ferien teilnehmen oder Nachhilfeunterricht nehmen.
Das richtige Lernumfeld schaffen
Damit du alle Schüler*innen im Unterricht mitnimmst, solltest du zunächst einmal ein ansprechendes Lernumfeld schaffen. Wir haben einige Tipps für dich, wie du es schaffst, dass alle Schüler*innen motiviert sind und erfolgreich lernen können.
Klare Regeln im Klassenzimmer einführen
Ordnung im Klassenzimmer ist die Voraussetzung für konzentriertes und störungsfreies Lernen. Dabei können die Schüler*innen gern Verantwortung übernehmen und beispielsweise abwechselnd für einen Ordnungsdienst zuständig sein. Gemeinsame Rituale strukturieren darüber hinaus den Unterricht und können besonders in der ersten Stunde hilfreich sein, damit die Schüler*innen aufmerksamer sind. Ebenso können bewegte Spiele bei Doppelstunden oder anstrengenden Lerneinheiten für Abwechslung sorgen und die Konzentration fördern. Natürlich sollte der Spaßfaktor dabei nicht zu kurz kommen! Insgesamt tragen all diese Maßnahmen zu einem positiven Lernklima und einer guten Klassengemeinschaft bei.
Auf unterschiedliche Leistungsniveaus eingehen
Als Lehrer*in ist es wichtig, auf die unterschiedlichen Leistungsniveaus deiner Schüler*innen einzugehen. Im Unterricht oder in Klassenarbeiten kannst du beispielsweise Zusatzaufgaben einbinden, um leistungsstärkere Schüler*innen zu beschäftigen und vor Herausforderungen zu stellen. Falls es bei anderen Schüler*innen mehr Erklärungsbedarf gibt, hast du so die Zeit, um dich mit ihren Fragen zu beschäftigen.
Heterogene Gruppenarbeiten einbinden
Gruppenarbeiten machen den Unterricht abwechslungsreicher und fördern den Klassenzusammenhalt. Wenn du deine Schüler*innen entscheiden lässt, mit wem sie in Gruppen zusammenarbeiten, entstehen jedoch sicherlich jedes Mal die gleichen Konstellationen. Dabei können neue Gruppenkonstellationen für die Klasse von großem Vorteil sein: Wenn Schüler*innen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus zusammenarbeiten, profitieren sie voneinander. Einerseits sehen leistungsschwächere Schüler*innen, wie leistungsstärkere Schüler*innen vorgehen und können davon lernen. Andererseits lernen leistungsstärkere Schüler*innen, eine andere Perspektive einzunehmen und die Probleme anderer Schüler*innen zu verstehen.
Im Gegensatz dazu kommt es bei homogenen Gruppen oft vor, dass leistungsstärkere Gruppen schneller fertig sind. Das demotiviert Gruppen, die länger für die Lösung der Aufgabe brauchen. Um das zu vermeiden, kannst du die Gruppen im Voraus selbst bestimmen oder per Zufallsprinzip einteilen.
Loben und konstruktives Feedback geben
Zu guter Letzt solltest du deine Schüler*innen loben – egal ob für herausstechende Leistungen, eine sehr gute Hausaufgabe oder eine Leistungsverbesserung. So kannst du deine Schüler*innen zum Lernen motivieren. Genauso wichtig ist transparentes Feedback: Was ist vielleicht nicht so gut gelaufen? Woran kann man selbst arbeiten, um es beim nächsten Mal besser zu machen? Mit konstruktiver Kritik zeigst du deinen Schüler*innen, dass du sie ernst nimmst und gibst ihnen Anhaltspunkte, wie sie selbstständig an ihren Fähigkeiten arbeiten können.
Fazit: Jede*r lernt anders
Im Schulalltag ist es so gut wie unmöglich, auf jede*n Schüler*in einzeln einzugehen. Deshalb ist es wichtig, den Unterricht so aufzubauen, dass alle Schüler*innen motiviert sind, mitzumachen. Zum einen helfen Ordnung und Regeln im Klassenzimmer dabei, mögliche Ablenkungen zu vermeiden und die Konzentration deiner Schüler*innen zu fördern. Zum anderen tragen heterogene Gruppenarbeiten dazu bei, dass deine Schüler*innen voneinander lernen können und sich auch leistungsschwächere Schüler*innen mehr einbringen. All das fördert eine gute Klassengemeinschaft und schafft ein Klassenzimmer, in dem sich deine Schüler*innen wohlfühlen und gerne lernen.
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