Ich persönlich (Student für Kunsterziehung an Gymnasien) empfand das Praxissemester uneingeschränkt als Gewinn. Sowohl auf persönlicher Ebene als auch auf sozialer Ebene habe ich mich durch die Arbeit an der Schule weiterentwickelt. Besonders nach längerem Studium ohne direkten Kontakt zu einer Klasse und ohne konkrete Unterrichtssituationen war es eine willkommene Abwechslung, vor den Schülerinnen und Schülern zu stehen. Durch die obligatorische Einführungsphase werden auch diejenigen Studierenden ermutigt, die Lampenfieber vor ihrer ersten Unterrichtsstunde haben oder sich anderweitig unsicher fühlen. Über die gesamte Dauer des Praxissemesters ist ein zuständiger Fachkollege im Klassenzimmer präsent und kann gegebenfalls unterstützend eingreifen. Auch für Nachgespräche oder Absprachen zum Inhalt der Stunde stehen die entsprechenden Kollegen (Verantwortliche für Ausbildung) zur Verfügung. Daraus resultiert für den Studierenden ein Unterricht, in dem er zwar für die Führung und Inhalte verantwortlich ist, jedoch durch die Präsenz des Fachlehrers eine Absicherung erhält. Förderlich ist dies besonders hinsichtlich Disziplin und Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler.
Aktives, eigenes Unterrichten soll sich im Idealfall mit Hospitieren abwechseln und ergänzen und den eigenen Blick für konkrete Situationen schärfen. Wie gehe ich mit Störungen um? Wie aktiviere ich die Klasse? Wie gewährleiste ich angemessene Differenzierung?
Diese und weitere Fragestellungen sind auch zentrales Thema der begleitenden Lehrveranstaltungen an der Universität, die eingangs erwähnt wurden. Die Seminare finden in kleineren Gruppen (20-30 Personen) statt und werden oft durch Heimlektüre mit gezielten Schwerpunkten ergänzt. Diese Lehrveranstaltungen sind für viele Studierenden neben der zeitintensiven Arbeit an der Praxisschule jedoch oftmals eine zusätzliche Belastung, die nur widerwillig abgearbeitet wird – schließlich möchte man sich auf die Aufgaben an der Schule konzentrieren und ist durch den anhaltenden Wechsel von Vorbereiten, Durchführen und Evaluieren bereits vollends ausgelastet. Diese Kritik wurde von Seiten der Studierenden jedoch schon an die Universität herangetragen. Eine Vielzahl der Praktikanten würde es befürworten, wenn sich der Fokus im Laufe der kommenden Semester weiter zugunsten der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern verändern würde.
Aus Sicht des Studierenden sowie meiner Kommilitonen ergibt sich hier jedoch ein großer Kritikpunkt: Durch den anhaltenden Wechsel von Vorbereitung, Durchführung und Evaluation des Unterrichts sind die Studierenden bereits vollends ausgelastet. Die an der Universität zu bearbeitenden Aufgaben wirken hier wie eine Barriere, da sie vom Unterrichtsgeschehen im Praxissemester ablenken und daran hindern, sich zu 100 % auf die Praxisschule zu konzentrieren.