Ablauf und Hinweise

Lesezeit:  10 Minuten
Letztes Update:  19.08.2024

Hier findet ihr einen Erfahrungsbericht über das Referendariat mit allgemeinen Tipps von einer fertig ausgebildeten Lehrerin, welche ihr Referendariat an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen absolviert hat. Der Bericht bietet euch einen spannenden und informativen Einblick in die Erfahrungen und Erlebnisse während des Referendariats. Zudem kann er euch wichtige Hilfestellungen bei der Vorbereitung und Planung leisten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Ablauf und Hinweise

Im Ref übst du den Umgang mit Kindern aus der Lehrerposition

"Das Ref" – Ein Erfahrungsbericht

Endlich hat man es geschafft. Fünf Jahre Regelstudienzeit und das ein oder andere Semester außerhalb der Reihe. Unzählige Prüfungen, überfüllte Hörsäle, Hausarbeiten, Referate und Projekte. Aber auch Menschen, von denen zumindest die wichtigsten bleiben werden, wilde Partys, mehr oder weniger freie Zeit in den Semesterferien, viel Input und Zeit zum Wachsen und um sich selbst kennenzulernen. Nach einer unspektakulären Zeugnisübergabe denkt man, es ist geschafft – dabei fängt es gerade erst an.

Zitternd wird der Brief der Bezirksregierung geöffnet, voller Hoffnung, dass wenigstens der ein oder andere Sozialpunkt angerechnet wurde und man den Wunschort für das Referendariat zugeteilt bekommen hat. Trommelwirbel – Glück gehabt! Jetzt heißt es zumindest keine Koffer packen müssen und volle Konzentration auf das, was so kommen mag. Wenn ich so recht überlege, kann und will ich das überhaupt? Vor so einer Klasse voller unmotivierter, pubertierender Kinder stehen und sich behaupten müssen? Was ist, wenn niemand auf mich hört oder sich die Eltern beschweren, weil ich dann doch mal versehentlich im Unterricht fluche? Reicht mein angelerntes Wissen wirklich, um junge Menschen zu bilden und voller neuer Kompetenzen fürs Leben auszustatten?

Noch bevor der Stein in der Magengrube zu schwer wird, steht man plötzlich mit 180 weiteren Mitreferendar*innen in einer riesen Aula und schwört feierlich mit erhobener rechter Hand, die Aufgaben gemäß der Amtspflicht gewissenhaft zu erfüllen und die Gesetze des Grundrechts zu achten. Erleichterung kommt auf, denn alle scheinen die gleichen bohrenden Fragen und Unsicherheiten zu haben und sehr schnell wird klar: Da können wir zusammen durch.

Die nächsten anderthalb Jahre vergehen wie im Flug und schnell findet man sich im Chaos der vielen Abkürzungen zurecht. Die ABB oder AKOs an der Ausbildungsschule sind sehr nett und hilfsbereit. Sowohl Kern- als auch Fachseminarleitung bereiten dich bestmöglich auf den BdU und die zehn bevorstehenden UBs vor und sehr schnell ist man mit den Mitarbeitern des LBV oder der Beihilfe per du. Aber seit wann heißt die Oberstufe eigentlich EF, Q1 und Q2?! Nach dem EPG folgen die ersten persönlichen Coachings, bevor man dem Ziel der UPP entgegengeht – doch nicht bevor man sich mit der BASS und der APO-GOSt vertraut gemacht hat und man sich auf möglichst alle Fragen im Kolloquium vorbereitet fühlt. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen, so dass die Vorbereitung einer einzigen 45-minütigen Stunde zu Beginn sicherlich noch einige Stunden in Anspruch nimmt. Quälende Fragen der Ungewissheit begleiten dich womöglich bis in den Schlaf. Bringt diese Stunde einen tatsächlichen Lernzuwachs bei den Schülern? Habe ich auch genügend differenziert? Soll ich die Folie lieber in Farbe ausdrucken oder reicht auch schwarz-weiß? Hält die Einteilung meiner 8e in der morgigen Stunde den Kriterien einer gelungenen Gruppenarbeit stand?

Doch das Schöne ist – es wird besser! Mit jeder geplanten Unterrichtsstunde, jedem neu überstandenen Konflikt im Klassenzimmer wächst der eigene Erfahrungshorizont weiter, auch wenn oft keine Zeit bleibt das bewusst wahrzunehmen. Die Devise lautet "Entschleunigen", zur Ruhe kommen und mit möglichst viel Gelassenheit und Humor in die Ausbildungszeit gehen. Das Referendariat ist eine stressige und fordernde Zeit voller Abenteuer, mit Höhen und Tiefen außerhalb der Komfortzone, mit Erfolgserlebnissen und Punkten, an denen wir scheitern. Es ist aber auch eine intensive Zeit, in der wir Gleichgesinnte kennenlernen und uns selbst nochmal ein großes Stück formen und weiterbringen. Nicht zu vergessen – es gibt auch ein Leben außerhalb das Referendariats, das auch zu Recht gepflegt werden sollte.

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